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Impressum
Lektorat: Barbara Müller
Englischsprachiges Lektorat: Charlotte Collins
Umschlaggestaltung: init.büro für gestaltung, Bielefeld, unter Verwendung
eines Fotos von iStockphoto
Für meine Tochter Amelie
und mit einem Dankeschön an Regina Werner für die englischsprachige
Unterstützung
eBook-Konvertierung:
© 2010 by Langenscheidt KG, Berlin und München
ISBN 978-3-468-69109-6
Neuigkeiten und eine Theorie
“Amelie!”
Ich höre es am Klang ihrer Stimme. Meine liebe, treu sorgende Mutter ist
mal wieder total genervt. Gleich wird sie in mein Zimmer stürmen und ihre
miese Laune an ihrer besten und einzigen Tochter auslassen. Vielleicht hat
sie ja mal wieder Stress im Beruf. Mama arbeitet als Fotografin für unsere
Lokalzeitung und hetzt von einem Termin zum nächsten. Sie muss den Bür-
germeister fotografieren, wenn er irgendwo eine Rede hält, und den
Vorsitzenden des Kleingartenvereins, wenn die Apfelernte besonders gut
oder besonders schlecht ausgefallen ist, Feuerwehrmänner, wenn sie eine
Katze von einem Baum oder aus einem brennenden Haus gerettet haben.
“Amelie!”
Ich bin ja nicht schwerhörig, auch wenn Mama immer behauptet, vom
überlauten Hören meiner Lieblingsmusik hätte ich schon einen Gehör-
schaden. Aber die Songs der Electric Boys muss man bei voller Lautstärke
hören. Erst dann ist der Genuss vollkommen. Und erst dann kommt die
spitzenmäßige Stimme von Rico so richtig zum Tragen. Rico ist der Lead-
sänger der Electric Boys und einfach ein Traumtyp. Ich weiß alles über ihn:
blaue Augen, dunkelblonde Haare, Schuhgröße zweiundvierzig,
einhundertneunundsieb-zig Zentimeter groß, schlank, muskulös, einfühlsam,
verständnisvoll, melancholisch, schüchtern, einsam und auf der Suche nach
der großen Liebe. Denn bisher hat er immer Pech gehabt in der Liebe. Die
Mädchen, in die er sich verknallt hat, wollten nur mit ihm gehen, weil er
reich und berühmt ist. Von mir aus könnte er arm sein wie eine Kirchenmaus
und so unbekannt wie die Kassiererin im Supermarkt bei uns an der Ecke.
Einen Traumboy wie Rico muss man einfach lieben!
Er mag Kinder und Katzen, wurde vor neunzehn Jahren in London ge-
boren, hat mit sechzehn die Schule geschmissen und zwei Monate später die
Electric Boys gegründet, mag Muffins und Gedichte, kann selbst Muffins
backen und Gedichte schreiben und hat einen supertollen Kussmund. Leider
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gibt es noch kein Buch mit seinen Gedichten, aber im Internet sind ein paar
auf seiner Website veröffentlicht. Mein Lieblingsgedicht heißt:
Butterfly Dreams
I know you’re out there somewhere.
I meet you at night in my dreams.
On the beach, on a sand
I see
you lie,
Your smile, your
makes me
I
a butterfly
And kiss every pore of your skin.
“Amelie!”
Ich drehe die Musik leiser, schiebe den Briefblock unter meine
Schreibmappe, klappe schnell das Mathebuch auf und schaue mit wichtiger
Miene zur Tür. Mama stürzt in mein Zimmer, als jagte sie einen Schwerver-
brecher. Sie stolpert über einen Schuhkarton, in dem ich ein paar Kindheit-
serinnerungen aufbewahre: meinen ersten Milchzahn, meine ersten Schuhe,
meinen ersten Schnuller, ein Unterwasserfoto beim Babyschwimmen mit
meinem Papa.
“Amelie!”
Mama verliert das Gleichgewicht und fliegt in meine fangbereiten Arme.
Sie ist zwar nicht übergewichtig, aber auch nicht unbedingt eine Feder.
Jedenfalls reißt sie mich aus meinem fünffüßigen Bürostuhl, und wir krachen
eng umschlungen gegen den CD-Ständer neben meinem Schreibtisch. Die
CDs prasseln auf uns herab. Nach einer Schrecksekunde gickeln und gackeln
Mama und ich um die Wette. Wir stellen beide fest, dass wir gerade ein be-
sonders inniges Mutter-Tochter-Verhältnis haben.
“Das kommt davon, wenn man ohne anzuklopfen ein fremdes Zimmer be-
tritt”, sage ich und befreie mich aus der Umklammerung.
Mama knurrt etwas Unverständliches. Ihr Schuldbewusstsein hält sich an-
scheinend in Grenzen, leider auch ihr Verständnis für die Musik der Electric
Boys, die man angeblich noch drei Straßen weiter hört.
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“Hörte”, sage ich, denn ich habe sie längst zurückgedreht.
Mama hilft mir, die CDs aufzusammeln. Dann fiept ihr Handy. Plötzlich
ist sie sehr in Eile: Irgendwo in der Stadt brennt ein Reifenlager. Mama soll
sofort hinfahren und ein paar Fotos schießen. Endlich kann ich wieder das
tun, was ich seit einer halben Stunde tun möchte.
Ich warte, bis Mama das Haus verlassen hat, schiebe den Lautstärkeregler
bis zum Anschlag, setze mich an den Schreibtisch, hole den Briefblock unter
dem Mathebuch hervor und kann endlich den Brief an Rico fortsetzen:
Hi Rico,
Sorry, but I didn’t have time to write to you yesterday. I had to go to the dentist
with Ellen-Jo. As you know, Ellen-Jo is my best friend. She is also the only
one who knows about you. Yesterday she had a terrible toothache, but she
was also terribly afraid of the dentist. So she asked me to go with her.
that’s what friends are for, don’t you agree?
In the end it wasn’t too bad; she just had a little hole in a
In your
photos you have always
brilliant white teeth. Do you use a special
tooth-paste? I
bought a
expensive
, but
my mum took it away. She thinks it’s bad for the teeth. What’s your secret?
Apart from that, there’s nothing new to tell you. Tomorrow afternoon I’ll take
our neighbour’s dog for a walk again. She doesn’t pay too badly. I’m looking
for other jobs,
so I can raise enough money for my flight to London.
I can’t wait – I’m sure we’ll be able to meet up somewhere.
I’ll make sure I come when you’re not on tour with the band. Thank God for
the Internet! You know, I’m a bit sad about the autograph cards you sent me. I
know you’re very busy and don’t
writing letters. But perhaps
you can e-mail me?
I’ve
in the visitor’s book on your website, too. Did you read my letter
there? Probably not. I guess the visitor’s book is really
for people
who just want to say hi.
, it can be read by all the other users.
That’s why I didn’t write anything
. But e-mailing would be a good
way
Then I can save the
and use it to pay for
my flight!
When you’re on tour, maybe you could go through your
and answer
my letters? I promise I won’t
your address, not even to Ellen-Jo. I
give you my word. Here’s my e-mail address: Hupsel2412@Sunpower.de
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